Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zu Besuch bei der DEULA

Warendorf

Dass zeitgemäße berufliche Bildung großes Engagement auch bei der Aus- und Weiterbildung der Ausbilder erfordert wurde jetzt Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, MdB, bei der DEULA Westfalen-Lippe in Warendorf anschaulich demonstriert. Der heimische Bundestagsabgeordnete Reinhold Sendker (CDU) hatte zu dem Besuch eingeladen. In dem Bildungszentrum für grüne Berufe steht die Vermittlung digitaler Prozesse und modernster Technologie im beruflichen Alltag ganz oben auf dem Lehrplan. Ein fachbereichsübergreifendes Team aus DEULA-Lehrern arbeitet dort daran, praktische und digitale Lerninhalte zu verknüpfen und nach dem DEULA-Motto „Lernen und Erleben“ an die Azubis weiterzugeben.

Das „DEULA Digi-Team“ führte die Delegation um Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Karl Werring und Reinhold Sendker über das Gelände. Der freute sich, dass Anja Karliczek seiner Einladung nach Warendorf gefolgt ist: „Ich begleite die Entwicklung der DEULA in Warendorf schon seit Jahrzehnten. Sie hat die Entwicklungen in den Branchen, für die sie ausbildet, immer an der Spitze mit gestaltet und begleitet. Damit ist sie eine Blaupause für die berufliche Bildung in Deutschland. Und deshalb habe ich Ministerin Karliczek gebeten, sich das hier mal anzuschauen!“ Gemeinsam ging es durch jene Fachbereiche des Bildungszentrums, in denen digitale Prozesse im beruflichen Alltag besonders im Fokus stehen: Seit 2018 wird gerade im Garten- und Landschaftsbau die Prozesskette von der Planung eines Bauprojektes über die Ressourcenplanung bis zur praktischen Umsetzung mithilfe digitaler Technik dargestellt. Flächen werden mit GPS-gestützten Werkzeugen vermessen. Daraus werden Baupläne im CAD-3D-Verfahren erstellt. Diese müssen auf die Maschinensteuerung übertragen werden, um sie von Landschaftsgärtnern mithilfe ihrer Baumaschinen präzise und computerunterstützt umzusetzen. Dabei konnte die Ministerin selbst erfahren, mit einem GPS-gestützten Messinstrument zu arbeiten und erleben, wie aus den ermittelten Daten ein Bauplan entsteht.

Im Gespräch mit den DEULA-Lehrern wurde deutlich, wie viel diese in die eigene Aus- und Weiterbildung investieren, um inhaltlich die jeweils neueste Software und Technik anschaulich vermitteln zu können. Ein gutes Einvernehmen mit den Herstellern und Lieferanten dieser Technik sei dabei für die DEULA-Bildungszentren unabdingbar, so DEULA-Geschäftsführer Björn Plaas. Aber konzeptionelle Unterstützung durch die Bildungspolitik wäre dennoch wünschenswert und bei all diesen Anforderungen auch wichtiger denn je. So sei die DEULA bei der Entwicklung eines digitalen Lernmanagementsystems in Vorleistung gegangen, um auch entsprechende Erfahrungen aufzubauen. „Im Sinne einer Kooperation sind die nun entstehenden Insellösungen in Berufsschulen, unterschiedlichen Ausbildungsstätten und durch ergänzende Angebote wie digitale Berichtshefte aber der falsche Weg“, so Plaas. „Seit jeher wird eine Lernortkooperation gefordert und die Digitalisierung bietet die Chance, die Wissensvermittlung zu vernetzen und dem Azubi einen statt fünf Accounts zu geben. Das muss aber von außen gesteuert, koordiniert und vernetzt werden.“ Außerdem bestehe die Hoffnung, im Rahmen der Lernortkooperation auch vom offenen Austausch mit anderen Schulen profitieren zu können.

Im Fachbereich Landwirtschaft konnte sich die Bildungsministerin davon überzeugen, dass die Berufsausbildung von Landwirten nicht nur für mehr Effizienz auf dem Acker, sondern auch für mehr Umweltverträglichkeit sorgt. Die DEULA-Lehrer zeigten Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, wie mithilfe einer App ein Düngerstreuer so präzise eingestellt werden kann, dass nicht mehr Dünger als unbedingt notwendig auf das Feld ausgebracht und der Dünger auch gleichmäßig und richtig verteilt wird. Die überbetriebliche Ausbildung der Landwirte ist hier modern und attraktiv – vom Tablet über Smart-TV bis hin zur neuesten Bediensoftware für die modernsten Landmaschinen der Zeit reicht hier das Spektrum. Fachbereichsleiter Heinz Nordhues nutzte die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass die DEULA eine Innovationspartnerschaft zur Umsetzung von Precision Farming begründet hat: „Farming 4.0 ist in aller Munde, aber digitale Bodenkartierung, effiziente Produktionsplanung und Umsetzung mit modernen Landmaschinen fordern hohes Fachwissen und Datenverständnis. Das wollen wir in die Praxis transferieren und schon beim Auszubildenden damit beginnen!“

Karl Werring ist als Präsident der Landwirtschaftskammer so etwas wie der oberste Dienstherr der DEULA. Gerade die überbetriebliche Ausbildung in der Landwirtschaft sei entscheidend für die Zukunft des Berufsstandes: „Die Landwirtschaft wird noch immer unterschätzt. Dabei ist sie ein extrem vielschichtiger Beruf, der die Natur mit einer immer anspruchsvolleren Technik verbindet. Nur hervorragend ausgebildete Profis können in unseren komplexen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa noch erfolgreich wirtschaften. Dafür machen wir das hier!“ Dazu sei wiederum hohe Einsatz- und Lernbereitschaft der Fachlehrer erforderlich, hieß es vom „DEULA Digi-Team“. „Es ist nicht nötig, unseren Azubis den Umgang mit digitalen Medien nahezubringen, weil die allesamt „digital Natives“ sind“, erklärte DEULA-Leiter Land- und Baumaschinenmechatronik, Richard Poppenborg den Besuchern aus Berlin. „Wir binden diese Medien hier aber konzeptionell mit einem didaktischen Mehrwert in die Lernumgebung ein.“ In dieser Lernumgebung, einem der modernsten Fachzentren für Landmaschinentechnik in Deutschland, zeigte Poppenborg, dass die Arbeit an Agrartechnik ohne Elektronikverständnis nicht auskommt: „Die Kompetenz, digitale Medien im beruflichen Alltag in Arbeitsprozessen sinnvoll einzusetzen, das müssen wir den jungen Leuten beibringen. Software ist ein wichtiges Werkzeug, den Traktor müssen aber gut ausgebildete Menschen reparieren!“ Das Eine mit dem Anderen sinnvoll zu verbinden sei die Aufgabe der DEULA. „Dafür investieren wir gerade zu Beginn durch eine pädagogische und didaktische Ausbildung und ein internes Mentorensystem mit dem Abschluss der ‚Technischen Lehrer (DEULA)‘ stark in unsere Ausbilder. Denn ohne diese Fähigkeiten kann es nicht gelingen, die Unterrichtskonzepte um den Aspekt der Digitalisierung weiterzuentwickeln“, so Lehrgangsleiter Rudolf Horstmann. Praktisch demonstriert wurde das durch die Anwendung von Software zur Fehlerdiagnose an einem Schlepper. Der Fehler wurde gemeinsam mit Anja Karliczek am Laptop ermittelt und anschließend von den jungen Mechatronik- Fachkräften repariert. Sie hatten nur wenige Minuten zuvor ihre Gesellenprüfung in der DEULA absolviert, wobei die Elektronik von ISOBUS-Verbindungen zwischen Traktoren und Anbaugeräten inzwischen auch zu den Prüfungsinhalten zählt. „Insofern muss die berufliche Bildung ständig an die sich verändernde Arbeitswelt angepasst werden“, so Björn Plaas. „Und mit der Veränderung des Curriculums, an der wir selbst mitwirken, müssen sich unsere Lehrerinnen und Lehrer verändern und fortbilden. Nur so kann Digitalisierung als Lerninhalt gelingen.“