Investition in digitale Technik - Land NRW fördert die Ausstattung der DEULA-Bildungszentren

Warendorf

Mit der Digitalisierung seiner Arbeitsprozesse erreicht insbesondere der Garten- und Landschaftsbau in Nordrhein-Westfalen ein völlig neues Level! Was bisher für viele Betriebe noch Zukunftsmusik war, hat inzwischen Einzug in die Ausbildung gehalten. Von der Planung und Abwicklung von Baustellen über die just-in-time-Lieferung von Baumaterial und Werkzeug bis zum GPS-gesteuerten Minibagger werden diese Prozesse jetzt mit digitaler Unterstützung umgesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW wurden jetzt entsprechende Ausbildungszentren für die Digitalisierung bei den DEULA-Bildungszentren in Kempen und in Warendorf eingerichtet. Von dort sollen die technischen Impulse und Innovationen in die gesamte Branche getragen werden.

Die DEULA Westfalen-Lippe in Warendorf, ein Bildungszentrum für grüne Berufe, hat schon im Jahr 2019 von sich reden gemacht, als sie hochmoderne Radlader, Bagger und Vermessungstechnik in Aktion vorgestellt hat. Mit diesen Geräten und der ihnen zugrundeliegenden Digitaltechnik sollten angehende Landschaftsgärtner und -gärtnerinnen zukünftig umgehen lernen – als Teil ihrer überbetrieblichen Ausbildung.

Darüber hinaus sollten ausgebildete Landschaftsgärtner und Maschinenführer von ihren Arbeitgebern nach Warendorf entsandt werden, um sich für den Umgang mit der neuen Digitaltechnik qualifizieren zu lassen. „Die Resonanz war überwältigend“, erklärt DEULA-Geschäftsführer Björn Plaas. „Kein Wunder, denn diese Technologie unterstützt die Betriebe bei der Koordination und der Bearbeitung ihrer Baustellen und hilft den Mitarbeitern, die Arbeitsprozesse auf den Baustellen noch effektiver zu gestalten. Die Auftragslage der Branche ist seit Jahren sehr gut, der Innovationsdruck immens. Entsprechend groß war die Nachfrage.“

Die wollte die DEULA zunächst mit Leihmaschinen und ihrer durchaus ansehnlichen EDV-Ausstattung bewältigen, aber da stieß sie schnell an ihre Grenzen. Der stellvertretende Schulleiter Rudolf Horstmann merkte rasch, dass die notwendigen Maschinen mit dieser Hightech-Ausstattung nicht häufig genug zur Verfügung standen. „Denn nicht nur die Nachfrage nach den Kursen war groß – auch unsere DEULA-Lehrer hatten großen Lernbedarf und mussten die Technologie soweit beherrschen lernen, dass sie sie anbauen, einstellen, erklären, einsetzen und warten können. Das geht nur, wenn uns solche Maschinen und die dazugehörige Software täglich zur Verfügung stehen. Außerdem sind die Maschinen ja auch in anderen Ausbildungszweigen im Einsatz – beispielsweise in der digitalisierten Landtechnik.“

Das aber ist mit einer nicht unerheblichen Investitionssumme verbunden. Sowohl die Vertreter des Landesverbandes als auch die Geschäftsführer der DEULA-Bildungszentren stellten  dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen die Bedarfslage dar. Und es waren unter anderem die mit der neuen Technologie verbundenen Chancen, die das Ministeriums bewogen, eine Förderung zuzusagen: Das DEULA-Bildungszentrum in Kempen und die DEULA in Warendorf sollten jeweils mit bis zu 70.500 Euro Fördermitteln für den Ausbau ihrer Digitalisierungstechnik ausgestattet werden. Die Bedingung: alle Kosten für die Anschaffung der notwendigen Technik, die darüber hinausgehen, also die Erdbaumaschinen, mussten die Schulen selbst tragen.

Die DEULA in Warendorf hat konsequent in die zukunftsfähigste Technologie investiert: Eine Feinplanierbohle, ein sog. Leveller eines holländischen Herstellers, als Anbaugerät für Radlader wurde angeschafft. Das Anbaugerät ist sowohl mit einer 2 D und einer 3 D Steuerung ausgestattet. Für die Ansteuerung des Levellers stehen jetzt eine hochmoderne Totalstation und ein Laser zur Verfügung. Weiterhin wurde ein vorhandener Bagger mit einer kompletten GPS-Steuerung und der entsprechenden Einrichtung auf dem Bagger eingerichtet. Und eine sehr innovative, flexible 2-D- Lösung für Minibagger konnte ebenfalls realisiert werden.

„Auch die spezielle Branchensoftware bringt uns weiter“, so Rudolf Horstmann, dem dieses Projekt eine Herzensangelegenheit ist. „Wir haben sowohl unseren Fachbereich GaLaBau als auch unser Fachzentrum Land- und Baumaschinenmechatronik so strukturiert, dass sie im Prinzip wie richtige, moderne Unternehmen der Branche funktionieren. Von der Angebotserstellung über die Projektierung, die Baustellenabwicklung bis zum Aufmaß können z.B. unsere Azubis hier alles realitätsnah lernen und erleben. Das muss die Software abbilden können!“

Damit folge die DEULA strikt ihrem Motto „Lernen und Erleben“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, Karl Werring: „Die Anschaffung von zeitgemäßer Technologie als lebensgroßem Lehrmaterial und die realistische Abbildung des Berufes in allen Fachbereichen hat die DEULA zu dem maßgeblichen Bildungszentrum der grünen Berufe gemacht. Die Investition wird sich schnell auszahlen!“

Auch modernste Vermessungstechnik, die wie die Steuerung der Erdbaumaschinen auf GPS-Basis oder über die Totalstation funktioniert, kommt jetzt zum Einsatz. Und für den Unterricht investierten die DEULA Kempen und die DEULA Warendorf in Tablets, große, unterrichtstaugliche Smart-TVs, leistungsstärkere PCs und in VR-Brillen, mit denen die Landschaftsgärtner der Zukunft demnächst die optische Wirkung ihrer Planungen dreidimensional erlebbar machen können. Die DEULA in Warendorf sattelt zwar auf dem vorhandenen Equipment auf, dennoch beträgt die Gesamtinvestitionssumme für die Digitalisierung wohl weit über 150.000 Euro. Die angeschafften Maschinen sollen sowohl in Kempen als auch in Warendorf zum Einsatz kommen. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz sieht in den bewilligten Fördermitteln gut angelegtes Geld, erklärt Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die grüne Branche ist ein Wirtschaftsfeld mit enormem Innovationspotenzial, deren überwiegend mittelständische Betriebe seit Jahrzehnten konsequent in Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. Darum ist es umso wichtiger, dass die Ausbildung auf der Höhe der Zeit stattfindet. Und die Digitalisierung ist in den unterschiedlichen Ausprägungen schon in der Branche angekommen. In entsprechende Ausbildung zu investieren, ist deshalb nur folgerichtig!“

Die DEULA-Lehrer im Rheinland und in Westfalen haben schon passende didaktische Konzepte für die neue Maschinen- und die Digitaltechnik ausgearbeitet. Und auch die ersten Landschaftsgärtner warten schon auf die eigens auf die neue Technologie maßgeschneiderten Seminare: Bereits Ende August und Anfang September bietet die DEULA in Warendorf drei brandneue fünftägige Kurse zur „digitalen Baustelle“ in der überbetrieblichen Ausbildung an. In neuen Fortbildungsmodulen Ende September und Anfang Oktober können sich dann erstmals Maschinenführer im GaLaBau auf den digital gesteuerten Erdbaumaschinen schulen lassen.