Präzision am Häckselmesser - Der Experten-Tipp von Maik Bohlken

Bundesverband

Mit voranschreitender Entwicklung der Erntetechnik sowie deren Verschleißteilen wie Messern und Gegenschneiden ist auch Erfahrungswissen zu hinterfragen. Häufig wird immer noch zu viel geschliffen.

Die Futter- wie auch die Silomaisernte gehören zu den Arbeiten mit dem höchsten Energieaufwand in der modernen Landwirtschaft. Bei den kraftstrotzenden Maschinen gehen im Einsatz bis zu 70 % der Motorleistung in das Häckselaggregat. Der Kraftstoffverbrauch ist erheblich, aber der Fahrer kann darauf Einfluss nehmen, denn er entscheidet über die Schleifintervalle bei den Messern und kann für deren optimale Einstellung sorgen. Hat man in der Vergangenheit in Untersuchungen festgestellt, dass zu selten und mit zu geringer Intensität geschliffen wurde, zeigte sich um das Jahr 2010, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Die Schleifzyklen waren zwischenzeitlich den Empfehlungen angepasst worden, allerdings war die Verschleißfestigkeit der Messer durch Weiterentwicklungen derart verbessert, dass wiederum die Schleifstrategien zu überdenken waren. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden wurden dazu in den Jahren 2009 und 2010 Untersuchungen durchgeführt, an deren Ende unter anderem die Erkenntnis stand, dass seinerzeit Häckslerfahrer die Messerschärfe und damit den Schleifzeitpunkt meistens auf Basis indirekter Parameter wie Treibstoffverbrauch, Motorgeräusch und Häckselqualität ableiteten. An welchem Punkt der Verschleißkurve sich die Messer jeweils befinden, ist dem Fahrer also nur sehr vage bekannt.

Selbstschärfeeffekt

Zu Beginn der Untersuchungen der Hochschule Dresden schliff der Fahrer aufgrund seiner Erfahrungen etwa 30-mal pro Tag, was eine effektive Arbeitszeit von fünf Stunden bedeutete. Das entsprach etwa dem Niveau, welches sich aus einer Befragung von über 100 Fahrern ergab. Im weiteren Verlauf der Untersuchung führte der Fahrer Sichtkontrollen und Fingerproben an den Messern durch, was ihn zur erheblichen Reduzierung der Schleifintensität während der fortschreitenden Erntekampagne veranlasste. Messtechnische Erfassungen ergaben keine Zunahme des Treibstoffverbrauchs oder Verschlechterung der Häckselqualität. Da sich die Messer am Rand und im mittleren Bereich der Trommel verschleißbedingt unterschiedlich stark einkürzen, ist eine Mindestzahl an Schleifzyklen auszuführen, um die Gegenschneide über die gesamte Breite präzise an die Messer heranschieben zu können.

Die DEULA rät

Die Gegenschneide wird im Ernteeinsatz am stärksten beansprucht und beeinflusst die Schnittqualität wesentlich. Neben ihrer korrekten Montage ist die exakte Einstellung des Schnittspalts von Bedeutung, weil mit einer Vergrößerung auch ein erhöhter Kraftstoffverbrauch einhergeht. Der Verschleiß an den Messern hängt insbesondere auch vom Häckselgut ab. Bei der Grasernte ist dieser aufgrund des höheren Fremdmaterialanteils in Form von Sand und Steinen erhöht und erfordert einen kürzeren Schleifintervall. Bei der Maisernte und der Verwendung von Originalmessern und Gegenschneiden kommt der sogenannte Häckselmesser-Selbstschärfeffekt zum Tragen. Durch die hochwertigen Beschichtungen und das weichere Grundmaterial verschleißt letzteres etwas schneller. Die Beschichtung bildet eine aggressive Schneide heraus. Bei derartiger Messerqualität wird durch zu intensives Schleifen die Beschichtung in unnötiger Weise abgetragen und der zuvor durch einen höheren Preis erkaufte Vorteil geht teilweise ungenutzt verloren. Der Fahrer sollte mindestens einmal täglich eine visuelle Kontrolle durchführen, um sich an den optimalen Schleifzyklus „herantasten“ zu können.