Von Ertrags- zu Applikationskarten – Der Experten-Tipp von Markus Olbrich

Bundesverband

Die Erfassung von Erntedaten im Mähdrusch und der Maisernte ist technisch gesehen heute kein Problem mehr. Echten Nutzen bringen diese Daten allerdings erst, wenn sie weiterverarbeitet und angereichert werden. Somit lassen sie sich zur Applikation bei Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz verwenden.

Seitdem der Mensch sesshaft wurde und Ackerbau und Viehzucht betreibt, werden Beobachtungen unter anderem über Wetter, Boden, Pflanzen und Tiere als Datengrundlage für die Tier- und Pflanzenzucht genutzt. Beständig ist der Prozess der Anpassung von unseren Nutzpflanzen und Nutztieren an die Umwelt und unseren Anforderungen an Qualität und Quantität. Daten über Erträge und Qualitätseigenschaften sind nicht erst im Zeitalter der Digitalisierung wertvoll, denn sie sind eine notwendige Voraussetzung, Optimierungsprozesse in der Landwirtschaft in Gang zu setzen. Für den Lohnunternehmer sind in der Regel Betriebsdaten der Maschinen wie ha/h, Ballen/h oder m³/Tag etc. wichtige Daten, um den effizienten Einsatz Ihrer Maschinen zu bewerten und Optimierungspotenziale zu erkennen. Für den Landwirt sind zusätzliche Kenndaten wie der Ertrag in t/ha, Feuchtigkeit des Erntegutes in % und Proteingehalt in % produktionstechnisch wertvolle Daten. Moderne Mähdrescher sind heute in der Lage, neben der Erntemenge auch die Feuchtigkeit zu messen. Feldhäcksler können zusätzlich auch die Nährstoffgehalte der Erntegüter messen und kartographieren. Die Erfassungstechnik kostet Geld, sie kann dem Landwirt wertvolle Erkenntnisse über seinen Acker liefern und eine Handlungshilfe zu einer Optimierung von Düngung und Saatstärke sein. Für den Lohnunternehmer als Dienstleister ist die Erfassung von Ertrags- und Qualitätskarten ein höherer Aufwand, den Sie auch als Mehrwert anbieten sollten!

Sensortechnik

Welche Technik kommt zum Einsatz?

– Mähdrescher: Volumenmessung über Lichtschranken oder Massemessung über Kraftmessplatten im Körnerelevator, eine kontinuierliche Messung der Feuchtigkeit über die Leitfähigkeit des Erntegutes

– Feldhäcksler: Schichtdickenmessung über die Anpresswalzen, Messung des Trockensubstanzgehalts und der Inhaltsstoffe über einen Nahinfrarotsensor (NIRS)

Die Daten werden auf einer Karte getrackt und alle 5, 10 oder 20 m je nach Einstellung und Anbieter zusammengefasst. Nach der Erfassung auf einer Ertragskarte muss diese noch nachbearbeitet werden, um gravierende Auswertungsfehler, wie Fahrgassen, Aufzeichnungslücken beim plötzlichen Stoppen der Erntemaschine oder beim Aus- und Einfahren am Vorgewende zu glätten. Nach diesem Schritt können diese Karten als Baustein einer Ertragspotenzialkarte genutzt werden.

Die DEULA rät:

Nutzen Sie Ertragspotenzialkarten als Grundlage zur Erstellung einer Applikationskarte für die Aussaat und die Düngung. Eine passende Ertragspotenzialkarte entsteht nur aus mehreren Datenkarten: Ertragsdaten aus mehreren Jahren, Bodenkarten, Aufwuchs- und Biomassekarten aus aktuellen und historischen Messungen, sowie die Erfahrung des Landwirts. Gute Ertragskarten entstehen durch eine gewissenhafte Kalibrierung der Messeinrichtungen am Mähdrescher und am Feldhäcksler. Das Gegenwiegen und der Abgleich der Feuchte des Erntegutes sind in der Regel sehr zügig erledigt. Ältere Erfassungssysteme in Mähdreschern, die das Volumen mit optischen Sensoren messen, benötigen eine mehrmalige Kalibrierung über das spezifische Gewicht des Erntegutes. Warten Sie die Sensorik, in dem Sie die Sensoren regelmäßig reinigen und Nullpunkte kalibrieren. Zur Bearbeitung der Ertragskarten und Ertragspotenzialkarten können Sie professionelle Programme und Portale der Maschinenhersteller nutzen, als auch von Agrarsoftwareherstellern. Eine kostenlose Möglichkeit besteht mit dem Programm QGIS, hierzu finden Sie zwei öffentlich geförderte Projekte unter den Begriffen „KONSAB“ des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums in Potsdam und „DIABEK“ der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.